Auf den ersten Blick scheinen die Wände der Galerie mit psychedelischen Posterdrucken ausgehangen, die die typischen dekorativen Mitbringsel eines Indien-Reisenden oder hippiesken Übersetzungen von LSD-Trips sein könnten. Wer sich einer Wahrnehmung, die so bekannt mit den Arbeiten umgeht, zu widersetzten weiß, wird in den kaleidoskopischen Kosmos eines professionellen Hippies entführt. Angezogen von ihrer besonderen Leuchtkraft entpuppen sich die ‚Drucke' aus der Nähe betrachtet als fein ausgeführte Wasserfarbmalereien. In Präzisionsarbeit errichtet Fredrik Söderberg hochkomplexe Architekturen aus geometrischen Grundformen, die er mit gedämpfter, nuancierter Farbpalette ausmalt. Durch zarte Farbverläufe, transparente Überlagerungen als auch deckende Durchbrechungen der Formen initiiert der schwedische Künstler ein Vexierspiel der Muster und Ebenen. Oft prägen archetypische Figuren wie Kreis und Kreuz die Arbeiten. Söderberg erweiter sie um symbolträchtige Zeichen, die er aus verschiedensten religiösen und kultischen Quellen zitiert und zu enigmatische Chiffren verfremdet. Das konzentrische Gebilde in 'Abstraction with crook and scourge' erweckt die Vorstellung einer Fensterrose oder eines eigenwilligen Mandalas. Der Erscheinung nach eine Anleitung zur Meditation beschreibt der Künstler das Ausführen der Bilder selbst als meditativen Akt. Einigen Bildern sind tibetische Heiligendarstellungen eingeschrieben. Transparent gehalten schieben sie sich wie visionäre Konkretisierungen vor das abstrakte Formenmeer. Die feingliedrigen Ornamente entlang der Körpermitte visualisieren die Positionen der einzelnen Chakren. Bei ihrer Ausgestaltung entfernt sich Söderberg von traditionellen Dekors. In ‚Bodhi 1' könnten Haeckels morphologische Skizzen von Einzellern und Schwämmen aus dem 19.Jhd. Modell gestanden haben. Trotz ihrer ständig in Bewegung gehaltenen Oberfläche weisen die Arbeiten eine hohe Konzentration und Stabilität auf, die nach einiger Zeit das Gefühl von ausgeglichener Ruhe verbreiten. Ein generelles Interesse am Spirituellen durchzieht die Werke der Ausstellung. Söderberg spielt mit Symbolen wie mit Mosaiksteinen. Aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gelöst und transformiert lagert er verschiedene Form- und Bedeutungsebenen kunstvoll übereinander. Zu Söderbergs vielfältigen Einflüssen zählen vor allem der Esoterik und dem Okkulten verpflichtete Künstler und Autoren wie Hilma af Klint, Aleister Crowley oder H.P. Lovecraft. Auch die kunsthistorische Moderne mit ihrer abstrakten Formensprache prägt Söderbergs Schaffen. Angetrieben von einem synkretistischen Bemühen errichtet der Künstler ein ganz eigenes Bezugssystem, was die Arbeiten auch übergreifend verbindet und vom Vorwurf des reinen Eklektizismus befreit. Letztlich steht hinter Söderbergs Werk auch die Frage nach dem gemeinsamen Urgrund aller transzendenten Lehren. Die Arbeit ‚Chimera', die auch die Vorlage der Einladungskarte ist, spricht noch mal viel direkter ‚everthings entity' an. Dargestellt ist ein dämonisches Mischwesen aus elf verschiedenen Tieren. Die einzelnen Köpfe blicken mit leeren, weißen Augenhöhlen untereinander kommunikationslos in verschiedene Richtungen. Die selben Augen aller lassen, einem poetischen Wort nachkommend, auf denselben Seelengrund blicken. |